Staatsbesuch
Wie kann man das theoretische Wissen über die Tschechische Republik, das an der ČŠSG erworben wurde, in die Praxis umsetzen?
Zum Beispiel:
- Durch ein persönliches Treffen mit dem Präsidentenpaar in der Schweiz.
- Durch das Kennenlernen der Staatssymbole auf der Botschaft der Tschechischen Republik.
- Durch das Anhören der tschechischen und schweizerischen Nationalhymne, gespielt von Schweizer Musikern auf dem Bundesplatz in Bern.
Auf der Rückfahrt nach Hause haben wir die Kinder gefragt, was ihnen an diesem Tag am meisten gefallen hat. Die Antwort war eindeutig: "Den Präsidenten zu treffen!"
Ein sehr bewegender Moment des heutigen Tages war auch das Pflanzen eines Erinnerungsbaumes zur Ehrung der Theresienstädter Kinder, das der tschechische Präsident gemeinsam mit Professor Ivan Lefkovits, einem Überlebenden des Holocausts, durchführte.
Was symbolisiert der Baum der Theresienstädter Kinder?
Auf dem jüdischen Friedhof in Theresienstadt, nahe dem Krematorium, wächst ein Baum, an dessen Stamm eine unauffällige Tafel angebracht ist.
Diese erinnert daran, dass dieser Baum von den Theresienstädter Kindern am Neujahrsfest der Bäume, dem 15. Schwat 1943, gepflanzt wurde. Nach dem Krieg wurde er vom Hof des ehemaligen Kinderheims zum Krematorium umgepflanzt.
Das Pflanzen des Baumes war ursprünglich nur Teil der Bemühungen der engagierten Betreuer, den Kindern in Theresienstadt neben Schulunterricht, der ebenfalls illegal stattfand, auch grundlegende jüdische Traditionen zu vermitteln. In Israel werden zum Neujahrsfest der Bäume Bäume gepflanzt. So brachte jemand bei der Rückkehr von einer Arbeit außerhalb des Ghettos einen kleinen Ahornsetzling in einem Gummistiefel mit. Weil es im Februar in Mitteleuropa noch zu kalt ist, wurde der Setzling zunächst in eine mit Erde gefüllte Dose gepflanzt. Als es wärmer wurde, pflanzten die Kinder ihn zusammen mit ihren Lehrern feierlich in die Erde im Hof des Kinderheims und kümmerten sich sorgsam um ihn. Mehr und mehr Kinder wurden mit Transporten in Vernichtungslager geschickt und kehrten nie zurück. Auch viele ihrer Lehrer und Betreuer kamen um. Eine ihrer Lehrerinnen, Prof. Irma Lauscherová, die in Theresienstadt überlebte, kam den Rest ihres Lebens immer wieder zu diesem Baum, um ihrer ermordeten Schüler zu gedenken.
So wurde die Geschichte dieses Bäumchens in die Welt getragen. Er wurde Thema von Ansprachen Jugendlicher in Synagogen und inspirierte den amerikanischen Komponisten deutscher Herkunft, Hermann Berlinski, zur Kantate "Der Baum von Irma Lauscherová". Viele nahmen Samen des Baumes mit, um Nachkommen dieses Baumes für ihre Gemeinden oder Denkmäler in ihren Ländern zu ziehen. Eine Gruppe jüdischer Besucher aus Kanada organisierte sogar das Pflanzen eines Nachkommensbaumes im Holocaust-Denkmal in Yad Vashem in Jerusalem. Auch wenn das dortige Klima dem Ahorn nicht besonders zusagt, erinnert heute eine Tafel an dem inzwischen stattlichen Baum ebenfalls an das Schicksal der Theresienstädter Kinder.
Heute symbolisieren dieser Baum in Theresienstadt sowie seine Ableger in vielen Ländern der Welt nicht nur den Tod der Theresienstädter Kinder, sondern auch die Tatsache, dass es Hitler trotz aller Bemühungen nicht gelang, uns alle zu vernichten, und dass das Volk Israel, ebenso wie dieser Baum, weiterlebt.
Gemeinsam mit Präsident Pavel pflanzte Professor Ivan Lefkovits den Baum.
Geboren 1937 in Prešov (heutige Slowakei). Im Herbst 1944 wurden Ivan, seine Mutter Alžběta und sein Bruder Pavel nach Ravensbrück deportiert. Während Ivan bei seiner Mutter bleiben durfte, wurde sein älterer Bruder Pavel (15 Jahre alt) von ihnen getrennt, ins Männerlager gebracht und später getötet. Ivan überlebte zusammen mit seiner Mutter. 1969 kam Ivan Lefkovits nach Basel, um als Professor das neue Institut für Immunologie aufzubauen.
Quelle des Textes: https://www.last-swiss-holocaust-survivors.ch/de